Deutsche Kombizug

In Kürze: Die Deutsche Kombizug GmbH mit Sitz in Hagenow wurde im Sommer 2003 gegründet und war ein Tochterunternehmen der D&D Eisenbahngesellschaft mbH für das Operating von Zügen des kombinierten Verkehres (KV). Bis auf eine wenige Wochen betriebene Verbindung Lübeck Skandinavienkai – München Riem war das Unternehmen nicht nennenswert am Markt tätig und wurde im Frühjahr 2010 schlussendlich liquidiert.

Dipl.-Ing. Christian Dehns (51) war lange Jahre bei der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EVB) tätig, ehe er im Streit mit dem EVB-Geschäftsführer Ulrich Koch das Unternehmen 1995 verließ. Zusammen mit seiner Dörte Dehns (50) gründete er am 01.06.1996 die D&D Eisenbahn – Transportlogistik GmbH mit Sitz in Niebüll zurück, die per Gesellschafterbeschluss am 15.11.1999 in die D&D Eisenbahngesellschaft mbH mit Sitz in Hagenow Land überführt wurde. Die beiden Ds im Firmennamen stammen vom Geschäftsführer- und Inhaber-Ehepaar. Unternehmenssitz ist das im Dezember 1999 erworbene ehemalige Bw Hagenow Land.

Nach Gründung der D&D verfügte die Gesellschaft zunächst über keine eigenen Loks, sondern vermittelte Ausschließlich Dienstleistungen bzw. kaufte Traktion bei Dritten ein. Im März 2002, April 2003 und März 2004 konnte D&D jeweils eine teilmodernisierte LEW-V 100 aus dem Werk Stendal der ALSTOM Lokomotiven Service GmbH übernehmen. Diese wurden zunächst v.a. im Arbeitszug (AZ)-Verkehr eingesetzt. Doch das Unternehmerehepaar plante ergänzend als zweites Standbein die Aufnahme von Langstreckenschienengüterverkehren.

Für das Operating von Zügen des Kombinierten Verkehres (KV) wurde am 16.09.2003 die Deutsche Kombizug GmbH mit Sitz in Hagenow als 100 %ige Tochter der D&D gegründet. Anders als der Name es eigentlich vermuten lassen könnte, handelte es sich dabei um ein Kleinunternehmen, das die personellen Ressourcen der Schwester D&D nutzte. Als eines der ersten Projekte wurde nach Marktrecherche eine Verbindung vom Ostsee-Fährhafen Lübeck nach Süddeutschland identifiziert. Nach Aussage von Dehns hatten sich zahlreiche, im Skandinavienverkehr tätige Spediteure für die Verbindung interessiert. Zudem wollte Dehns der Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr mbH & Co KG zuvorkommen, die auf gleicher Achse tätig werden wollte.

Am 07.06.2004 beförderte die D&D erstmals einen Containerzug auf der Relation Lübeck Skandinavienkai – München Riem. Lübeck wurde in Richtung Süden Montag und Donnerstag frühmorgens sowie Freitag spätabends verlassen, während die Rückfahrt von München nach Norden Mittwoch und Freitag frühmorgens sowie Samstag spätabends erfolgte. Neben dem Stammzug Lübeck – München boten D&D und die Deutsche Kombizug auch einen Flügelzug nach Nürnberg Hafen an, der in Fürth Hbf jeweils aus dem Stammzug hervor- bzw. in diesem überging. Für die Beförderung der Wagengruppe zwischen Fürth und Nürnberg Hafen war V245.03 (ex DB 335 063) der damaligen RAR Rent-a-Rail Eisenbahn AG in Fürth stationiert worden. D&D übernahm die Bespannung der Langstrecke mit einer Doppeltraktion V 100, bei einer Fortsetzung der Bedienung war die Anmietung einer E-Lok vorgesehen. Der Zug wurde zudem aus 15 von der AAE Cargo AG angemieteten Doppeltaschenwagen (Sdggmrss 104) sowie sechs D&D-eigenen Rgs-Wagen gebildet.

Die Fahrpläne der Züge:
DGS 80210 München Riem Ubf 0.33-Fürth 3.59-8.45 Jossa 8.58-Fulda 9.44-10.25 Bebra 10.34-Eichenberg 11.47-Göttingen 12.01-Lehrte 14.37-Uelzen 15.34-Lüneburg 16.05 – Büchen 16.34-18.30 Lübeck Skandinavienkai; Mi+Fr
DGS 80212 München Riem Ubf 17.45-Ingolstadt 19.14-Treuchtlingen 20.02-20.53 Fürth 21.26-Lüneburg 6.09-6.42 Güta 7.14-8.02 Lübeck Skandinavienkai, Sa/S
DGS 80283 Lübeck Skandinavienkai 4.33-5.59 Lüneburg 6.12-Lehrte (Nordgruppe) 8.13-Kreiensen 9.44-Eichenberg 10.36-Fulda 12.26- Gemünden 13.31-Schweinfurt 14.31-16.25 Fürth Gbf 17.02-Treuchtlingen 18.42-Augsburg Hbf 19.44-20.50 München Ost Rbf 21.01-21:09 München Riem Ubf; Mo+Do
DGS 80257 Lübeck Skandinavienkai 20.18-21.55 Lüneburg 22.16-Hannover Hbf 0.09-Kreiensen 1.39-Eichenberg 2.23-4.07 Fulda 5.00-Gemünden 6.14-7.14 Schweinfurt 7.16-8.44 Fürth Gbf 9.29-Treuchtlingen 10.46-11.13 Donauwörth 11.32-12:10 Augsburg Rbf 12.53-13.58 München Ost Rbf 14.01-14:09 München Riem Ubf; Fr/Sa

Bei der betrieblichen Umsetzung des Zugproduktes ergaben sich jedoch Probleme. Die immensen Dieselkosten der beiden V 100 sowie die Wagenmiete inklusive der Vorlaufkosten hätten eigentlich mit einer von Beginn an guten Zugauslastung kompensiert werden müssen. Die zunächst am Projekts sehr interessierten Fuhrunternehmer standen aber nach Aussage von Dehns „überraschend“ nicht mehr zu den wenige Wochen zuvor bekundeten Zusagen. Die Lastung des Zuges war folglich äußerst gering, mit den ersten Umläufen wurden nur wenige Container befördert, so dass sich die Unternehmer gezwungen sahen, die Leistung zum 21.06.2004 bereits wieder einzustellen. Die angemieteten Wagen wurden am 20.07. an die AAE Cargo zurückgegeben.

Auch wenn das erste Langstreckenprojekt keinen wirtschaftlichen Erfolg erzielen konnte, so war es für die Dehns ein wichtiger Türöffner. So war D&D ab 2005 u.a. Traktionär für eine im Auftrag der in Hamburg ansässigen Konrad Zippel Spediteur GmbH & Co. KG gefahrenen KV-Verbindung zwischen Berlin Westhafen und diversen Terminals im Hamburger Hafen.

Dank an Georg Ringler für die Unterstützung!

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