“Der Vielfraß” – Zellstoffwerk Stendal

2004 nahm in Arneburg-Niedergörne auf dem Gelände des ehemaligen, aber nie in Betrieb genommenen Kernkraftwerkes Stendal eine moderne Zellstofffabrik den Betrieb auf. Die Die Zellstoff Stendal GmbH (ZS) ist mit einer Jahreskapazität von 620.000 t Zentraleuropas größter Hersteller von NBSK (Northern Bleached Softwood Kraft) Marktzellstoff. Zusammen mit den Schwesterwerken Zellstoff Rosenthal (ZPR; 355.000 t/a) im südthüringischen Blankenstein und Zellstoff Celgar (ZCL) in Castlegar, Kanada, ist ZS Teil der amerikanisch-kanadischen Mercer International Group, einem der weltweit führenden Hersteller im Segment des langfaserigen Marktzellstoffs. Die drei Werke besitzen eine Kapazität von 1,5 Mio. t Kraftzellstoff p.a. Das ZS-Werk hatte 2012 rund 600 Mitarbeiter.


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In direkter Nachbarschaft zum Zellstoffwerk betreibt ZS Deutschlands größtes Biomassekraftwerk mit einer Leistung von 100 MW. Der erzeugte Strom übersteigt den Eigenbedarf des Werkes (ca 55 MW), überschüssige Energie wird in das das öffentliche Stromnetz eingespeist.

Mercer hat in die Errichtung des Werkes seit 2002 rund 1 Mrd. EUR investiert.#

Transport ist Privatbahnsache

Die Versorgung der beiden deutschen Werke übernimmt die Zellstoff Stendal Holz GmbH (ZS Holz). Jährlich werden ca. 5 Mio. Kubikmeter Nadel-Rundholz und Sägenebenprodukte v.a. per Bahn antransportiert. Als Speditions- und Logistikpartner ist die Salzburger Eisenbahn TransportLogistik GmbH (SETG) eingebunden, die bei privaten Eisenbahnen die Traktion für die Leistungen einkauft. Stand Mai 2013 waren rund zwölf Lokomotiven – zu Spitzenzeiten sogar weit aus mehr – in die Langstreckentraktionen sowie rund 300 Güterwagen der ZS sowie der SETG eingebunden. Als EVU-Partner griff die SETG im Mai 2013 in Deutschland u.a. auf die Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH (PRESS), Muldental-Eisenbahnverkehrsgesellschaft mbH (MTEG), OHE Cargo GmbH und Raildox GmbH & Co. KG zurück. In Stendal / Borstel werden zudem zwei Dieselloks der PRESS für die Traktion auf der letzten Meile vorgehalten.

Die Entladung des Holzes erfolgt  im Werk selbst sowie fallweise auch im ehemaligen Militäranschlussbahnhof Billberge südlich der ZS-Anlagen sowie anschließendem Trucking zum Werk. Die Stichstrecke nach Billberge entstand erst in den 1970er Jahren und ist in der Awanst Hassel an die Strecke Niedergörne – Stendal angeschlossen. Nördlich der Awanst wird die 11,5 km lange Bahnstrecke bis Niedergörne seit 24.09.2003 durch den Infrastrukturbetrieb der Stadt Arneburg gepachtet und als nicht öffentliche Eisenbahninfrastruktur betrieben.


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Für die Bedienung der Anschlussbahn besitzt ZS zwei eigene Loks:

Die beiden zuvor vorhandenen V 22 wurden 2014 an die Dampflokfreunde Salzwedel in Wittenberge abgegeben.

 

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